Tagung zur zukunftsweisenden Energieerzeugung in der Region
v.l.: Moderatorin Martina Selzer un .
Windenergie – Entwicklungsmöglichkeiten und Nutzen für Kommunen in Waldhessen
„Wie kann Windenergie dazu beitragen, die Energieversorgung in der Region sicherzustellen? Wie kann diese Nutzung die Region wirtschaftlich voranbringen?“ Die Veranstaltung in der Reihe „Zukunftsfähige Energieversorgung“ wurde von der LEADER-Region Hersfeld-Rotenburg in Zusammenarbeit mit der naturkraft-region organisiert. Ausgebucht war das Bürgerhaus „Hohe Luft“ in Bad Hersfeld, mehr als 120 Interessierte folgten der Einladung zur Informationsveranstaltung. Vor allem politische Vertreter von Städten und Gemeinden, aber auch interessierte Bürger, Planer und Projektentwickler waren angesprochen.
Experten vom Bundesverband Erneuerbare Energien, Anlagenbetreiber und des Regierungspräsidium stellten in Fachvorträgen die aktuellen Entwicklungen vor und stellten sich den Fragen der Teilnehmer. Fragen zu Planungsverfahren für Windkraft-Anlagen, Entscheidungswege für die kommunale Planung, Formen der Beteiligung und Finanzierung sowie die Organisation von Bürgerbeteiligung wurden diskutiert, weiterhin die gesetzlichen Rahmenbedingungen für die Windkraftplanung in Nordhessen.
Mit einem Überblick über die aktuelle Situation der regionalen Energieerzeugung und die verbleibenden Potenziale in den beiden Landkreisen Hersfeld-Rotenburg und Schwalm-Eder startete Frau Dr. Buhse, Geschäftsführerin der naturkraft-region, die Reihe der Fachvorträge. Sie stellte fest, dass die Potenziale der Bioenergie bereits zu fast zwei Dritteln ausgeschöpft würden. Wenn man das 100-%-Ziel erreichen wolle (die benötigte Energie soll zu 100 Prozent aus erneuerbaren Quellen abgedeckt werden) müsse man einerseits den Verbrauch deutlich reduzieren, andererseits auch Wind, Sonne und Wasser noch viel stärker als Energiequellen nutzen. Lars Rotzsche vom Bundesverband WindEnergie e.V. erklärte, weshalb gerade in Nordhessen die Menschen sich stärker umstellen müssten als anderswo. „Bei uns kommt der Strom aus der Steckdose, wir sind es nicht gewohnt, dass Energieerzeugung vor unserer Haustür stattfindet“, erläuterte er anhand einer Karte, welche die Verteilung der konventionellen Großkraftwerke überwiegend im Norden und Westen Deutschlands ebenso zeigte wie regenerative Großanlagen. Der entscheidende Aspekt dabei sei, dass mit der eigenen dezentralen Energieerzeugung auch ein wichtiger Wirtschaftsfaktor geschaffen werde. Dies zeigte Geschäftsführer Wolfgang Ruch am Beispiel der „Windkraft Eichberg“ in Schenklengsfeld, wo seit 1998 Windkraft zur Stromerzeugung genutzt wird und auf große Akzeptanz in der Bevölkerung stößt. In der ersten Ausbaustufe waren über 40 Mitbürger am Windpark beteiligt, zukünftig werden es weit über 100 sein. Schenklengsfelds Bürgermeister Stefan Gensler bekräftigte die positive Wirkung für eine Gemeinde wie Schenklengsfeld aus Sicht der Gewerbesteuereinnahmen mit einer ortsansässigen Gesellschaft.
Martin Rühl, der Geschäftsführer der Stadtwerke Wolfhagen, berichtete von der Idee einer Bürger-Energie-Genossenschaft. Hier profitierten die Beteiligten nicht nur über die Erträge, sondern auch beispielsweise durch Energieeinsparmaßnahmen und Beratungsangebote. Besonders gespannt waren die Teilnehmer schließlich auf die abschließenden Erklärungen von Wolfgang Kaivers, Dezernatsleiter Regionalplanung im Regierungspräsidium Kassel, zu den derzeitigen rechtlichen Rahmenbedingungen für den Ausbau der Windkraft in Nordhessen. Es wurde deutlich, dass durch die Außerkraftsetzung des Regionalplans im Bereich Windkraftnutzung aktuell viele Wege für bauwillige Kommunen möglich sind, die jeweils auf ihre Rechtssicherheit gut geprüft werden müssten.
In der anschließenden Diskussion wurde besonders das Interesse der Kommunen an konkreter Unterstützung deutlich. Wolfgang Kaivers vom RP Kassel versprach den Kommunen umfassende Auskunft und Beratung durch sein Dezernat bei der Planung von Windkraftanlagen, bis mit dem neuen Energiekonzept ab 2013 in Nordhessen wieder klare Rahmenbedingungen geschaffen seien.
Die Reihe „Zukunftsfähige Energieversorgung“ wird im Herbst zum Thema „Energie in Bürgerhand – Beteiligungsmöglichkeiten an Energieprojekten“ fortgesetzt. Die Veranstaltung wird vom Kompetenzzentrum HessenRohstoffe (HeRo) e.V. mit der naturkraft-region und der LEADER-Region Hersfeld-Rotenburg organisiert.