Nicht immer greift der Wolf die Schäflein an
Mit Knüppeln haben sechs Jugendliche bei Frieda Schafherde angegriffen
aus HNA vom 6.5.21
Sechs junge Männer im Teenageralter haben am frühen Montagabend eine Herde von Mutterschafen und deren wenige Wochen alten Lämmern auf einer Koppel bei Wanfried (Werra-Meißner-Kreis) angegriffen und versucht, die Tiere zu schlagen und zu hetzen. Möglicherweise nur durch das couragierte Eingreifen einer 81 Jahre alten Frau, die die Tat beobachtete, konnte Schlimmeres verhindert werden.
Ursula Horn aus Frieda sitzt am Montagabend gegen 18 Uhr mit ihrer Tochter in ihrem Schrebergarten nahe Wanfried, als sie hören, wie die Schafe, deren Weide direkt an der Werra ihrem Garten gegenüberliegt, plötzlich „fürchterlich schreien und blöken“, erzählt Ursula Horn. Als sie auf die Weide schaut, sieht sie, wie die Jugendlichen mit Stöcken und Ästen die Tiere jagen, nach ihnen schlagen und in die sich panisch drängenden Tiere reinspringen.
„Leute, wenn ihr soviel überschüssige Energie habt, geht woanders hin, aber lasst die Tiere in Ruhe“, ruft sie der Gruppe zu. Doch erst als die mit ihrem Handy in der Hand droht, sofort die Polizei zu rufen, lassen die Jugendlichen von den Tieren ab und wandern gemächlich auf dem Radweg zurück in Richtung Frieda. „Die haben sich immer wieder umgedreht, weil sie wohl Angst hatten, dass ich sie fotografiere“, sagt Ursula Horn. Für Bilder sei sie viel zu aufgeregt gewesen. „Ich hab am ganzen Körper gezittert und dachte, ich bekomme einen Herzinfarkt“, sagt sie. Sie will sich garnicht vorstellen, was passiert wäre, wenn die Tiere versucht hätten, Richtung Werra zu fliehen. „Die wären möglicherweise alle ertrunken.“
Die Gruppe Jugendlicher, die sie zwischen 14 und 16 Jahre alt einschätzt, seien schwarz gekleidet gewesen. Kurz darauf informiert sie den Schäfer des Kalkhofes Jan-Philipp Timmerberg über den Vorfall, der die Schafherde betreut.
Die Jugendlichen hatten den Stromzaun an einer Ecke der Koppel runtergetreten, um auf die Weide zu gelangen. Sichtbare Verletzungen habe er an den Tieren nicht sehen können. „Aber die Herde war total unruhig und gestresst“, erzählt Timmerberg.
Normalerweise seien die Schafe sehr zutraulich. „Aber so gehetzt zu werden, hat sie in Panik versetzt.“ Der 27-jährige Schäfer, der Betriebsleiter des Kalkhofes mit seinen insgesamt 700 Schafen ist, will jetzt Anzeige bei der Polizei erstatten. Erst im vorigen Jahr hatte ein freilaufender Husky in der Nähe des Wanfrieder Schwimmbads, der in die Koppel gesprungen war, elf Schafe des Kalkhofes zum Teil schwer verletzt. |